Zum Film „Western“ von Valeska Grisebach
Ein Trupp von Männern zieht in die Wildnis. Sie werden dort etwas bauen, die Natur nutzbar machen für ein Wasserkraftwerk. Der Held ist wortkarg, verschlossen. Er ist ein Sonderling, steht etwas außerhalb der kleinen, eingeschworenen Gesellschaft. Die Männer treffen auf Einheimische, geraten mit ihnen aneinander. Der Held findet schließlich eine Ebene der Kommunikation mit den Fremden, wird vorübergehend einer von ihnen. Aber nicht ganz. Denn der Held ist einsam, muss einsam bleiben. Das Genre und sein Männlichkeitsideal wollen es so.
Valeska Grisebach inszeniert mit Western einen eben solchen. Allerdings nicht im Wilden Westen der USA, sondern in Bulgarien nahe der Grenze zu Griechenland, in einer atemberaubenden Landschaft, mitten in der wilden Natur. Ihre Männer sind Handwerker, sie berlinern, sie klopfen Sprüche, auch gerne mit einer gehörigen Portion Misogynie. Aber irgendwie sind sie dennoch sympathisch, herzlich irgendwie, echt. Authentizität ist die große Stärke von Valeska Grisebachs Inszenierung.
Die Perspektive der Regisseurin auf die von ihr inszenierte Männergemeinschaft ist eindeutig eine kritische, aber keine respektlose. Western überzeugt durch eben jenen Respekt gegenüber den „Anderen“, die den deutschen Arbeitern fehlt. Grisebachs Ansatz ist getragen von einem aufrichtigen Interesse an den Gruppen, die sie in den Blick nimmt. So bleibt Western ein subtiler Film, der trotz seines gesellschaftspolitischen Subtexts niemals belehrend wirkt und uns doch eine Menge erzählt: Über die Konstruktion von Männlichkeit und ihre toxischen Anteile ebenso wie das Zusammenwirken dieses Männersbildes mit kolonialen Machtstrukturen. Grisebachs Protagonisten sind auch Eindringlinge, vermeintliche “Eroberer” der Wildnis, deren Dominanzgehabe nicht nur eine Hierarchie in der eigenen Gruppe, sondern vor allem auch gegenüber den als minderwertig empfundenen Einheimischen etabliert.
Die Perspektive der Regisseurin auf die von ihr inszenierte Männergemeinschaft ist eindeutig eine kritische, aber keine respektlose. Western überzeugt durch eben jenen Respekt gegenüber den „Anderen“, die den deutschen Arbeitern fehlt. Grisebachs Ansatz ist getragen von einem aufrichtigen Interesse an den Gruppen, die sie in den Blick nimmt. So bleibt Western ein subtiler Film, der trotz seines gesellschaftspolitischen Subtexts niemals belehrend wirkt und uns doch eine Menge erzählt: Über die Konstruktion von Männlichkeit und ihre toxischen Anteile ebenso wie das Zusammenwirken dieses Männersbildes mit kolonialen Machtstrukturen. Grisebachs Protagonisten sind auch Eindringlinge, vermeintliche “Eroberer” der Wildnis, deren Dominanzgehabe nicht nur eine Hierarchie in der eigenen Gruppe, sondern vor allem auch gegenüber den als minderwertig empfundenen Einheimischen etabliert.
Das Fehlen eines Mahnenden Zeigefingers ermöglicht Grisebach dabei die kritische Auseinandersetzung der Zuschauenden mit sich selbst. Trotzdem ist Western kein Film mit einer politischer Agenda, sondern eine sensible und kluge Beobachtung des Status Quo und vor allem einfach ein ziemlich guter Film.
Filmkritik auf filmloewin.de
Um den Film am Tag des Events kostenlos ansehen zu können, schreibt eine Email an jana@filmloewin.de. Wir vergeben auf diesem Wege insgesamt 50 “Freikarten”. Aber keine Sorge: Ihr könnt den Film auch ebenso gut als Video on Demand bei verschiedenen Anbietern anschauen, z.B. als Besitzer:innen eines MUBI Abos oder als Pay per View bei YouTube. Wir empfehlen für euer privates Screening die Startzeit 19 Uhr, denn...
... ab 21 Uhr folgte die Diskussion mit den Autor:innen und Aktivist:innen Nils Pickert, Bilke Schnibbe und Linus Giese über das Konzept „toxische Männlichkeit“. Was heißt überhaupt „Mann“? Wer oder was soll das sein und wer denkt sich sowas aus? Welche Bilder von Männlichkeit vermitteln unsere Medien und was (ver)lernen wir daraus? Es moderiert Comedienne, Autorin und Regisseurin Janina Rook.
Die Diskussion findet ihr auf unserem YouTube-Kanal und eine Audio-Version im Feed unseres Podcasts “Filmlöwinnen - Alles außer Cat-Content”. Den Film könnt ihr unter anderem bei YouTube als Video on Demand ansehen.
... ab 21 Uhr folgte die Diskussion mit den Autor:innen und Aktivist:innen Nils Pickert, Bilke Schnibbe und Linus Giese über das Konzept „toxische Männlichkeit“. Was heißt überhaupt „Mann“? Wer oder was soll das sein und wer denkt sich sowas aus? Welche Bilder von Männlichkeit vermitteln unsere Medien und was (ver)lernen wir daraus? Es moderiert Comedienne, Autorin und Regisseurin Janina Rook.
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GÄST:INNEN
Foto: Annette Etges
Linus Giese, geboren 1986, ist Autor und Buchhändler. Sein erstes Buch erscheint unter dem Titel „Ich bin Linus“ im Rowohlt Verlag, er erzählt darin von seinem Leben als trans Mann.
Foto: privat
Nils Pickert ist freier Autor und Journalist. Mit dem Hamburger Verein Pinkstinks engagiert er sich gegen Sexismus und Homofeindlichkeit. Im März 2020 erschien sein Sachbuch „Prinzessinnenjungs“ über die geschlechtergerechte Erziehung von Jungen. Mit seiner Lebenskomplizin und den vier gemeinsamen Kindern lebt er in Münster.
Foto: privat
Bilke Schnibbe ist Redakteurin bei analyse & kritik und FICKO – Magazin für gute Sachen. Und gegen schlechte. Bilke arbeitet außerdem als Psychologin und Therapeutin in Berlin. Als freie Journalistin schreibt und referiert Bilke vor allem zu den Themen sexualisierte/sexuelle Gewalt, Männlichkeit und Psychotherapie.